Info- und Gesprächsrunde
zur Zukunft der Schnaittachtalbahn

 

[22.04.2003] Am Montag, 31. März 2003 ist es uns erstmals gelungen, wichtige Vertreter von Politik und Bahn an einen Tisch zu bekommen. Die Info- und Gesprächsrunde im Laufer Landratsamt stand unter dem Motto: „Fünf Jahre Zukunftskonzept Schnaittachtalbahn - Ergebnisse und Perspektiven“.

Im Jahr 1998 haben wir unser Konzept zur Zukunft der Bahnstrecke Neunkirchen am Sand - Simmelsdorf erstmals vorgestellt. In den letzten Jahren konnten wir einige wichtige Punkte des Konzeptes durchsetzen, trotzdem bleibt noch viel zu tun, um aus der Schnaittachtalbahn eine wirklich attraktive Bahnverbindung zu machen. Anlass also, eine Zwischenbilanz zu ziehen, das Konzept den vor einem Jahr neu gewählten Kommunalpolitikern vorzustellen und konkrete Schritte für einen Ausbau der Schnaittachtalbahn zu einer modernen Regionalbahnstrecke zu diskutieren.
 

Vorbild Gräfenbergbahn

Das Angebot zu einem Gedankenaustausch nahmen der Landrat, die Bürgermeister aus Schnaittach und Neunkirchen, mehrere Landtagskandidaten sowie hochrangige Vertreter der lokalen AGENDA 21, der Deutschen Bahn, der Bayerischen Eisenbahngesellschaft und des Verkehrsverbundes an. Als Referenten konnten wir Tobias Richter als ehemaligen Projektleiter für den Ausbau der Bahnlinie Nürnberg - Gräfenberg gewinnen. Die Gräfenbergbahn zeigt sehr gut, wie moderner Bahnverkehr in der Region aussehen kann und dass damit viele neue Fahrgäste gewonnen werden können - die Fahrgastzahlen haben sich mehr als verdreifacht.
 

Zugangebot ist besser geworden - aber vielen nicht bekannt

Doch auch zwischen Simmelsdorf und Nürnberg hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Das lästige Umsteigen in Neunkirchen am Sand ist entfallen, da montags bis freitags die Züge im Stundentakt direkt aus dem Schnaittachtal bis Nürnberg fahren. Die Fahrzeiten haben sich auf einzelnen Relationen nahezu halbiert, bei fast allen Zügen besteht sofort Anschluss in Richtung Hersbruck und seit Sommer 2001 werden nur noch modernisierte Fahrzeuge eingesetzt. Diese Verbesserungen sind vielen Bürgerinnen und Bürgern aber gar nicht bekannt, weil der Verkehrsverbund keine Werbung macht. Eine Werbeoffensive lehnte der VGN-Geschäftsführer jedoch ab, da er die Presse-Informationen zum jährlichen Fahrplanwechsel und die an vereinzelten Bahnhöfen ausliegenden Taschenfahrpläne für ausreichend hält.
 

Fahrplan weiter verbessern

Noch verbesserungsbedürftig ist der Fahrplan in den Abendstunden und am Wochenende. Ein Zubringersystem zwischen den einzelnen Ortsteilen und den Bahnhöfen fehlt ebenfalls. Diese Mängel sind bereits im „Matthews-Gutachten“ festgestellt worden, welches der Landkreis im Jahr 1992 erstellen ließ. Der Gutachter und die Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn schlagen den Einsatz von vergleichsweise kostengünstigen Anruf-Sammel-Taxis in den Abendstunden und als Zubringer von den Bahnhöfen zu den einzelnen Ortsteilen vor. Landrat Reich winkte hier aber sofort ab, da dies bei der aktuellen Haushaltslage nicht finanzierbar sei. Die Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn lenkte ein, dass seltsamerweise andere Landkreise im Verkehrsverbund Anruf-Sammel-Taxis flächendeckend finanzieren können. Das Zugangebot am Wochenende ist nicht marktgerecht, da die Züge in Neunkirchen am Sand enden, aber viele Fahrgäste nach Lauf oder Nürnberg fahren wollen und damit umsteigen müssen. Viele neue Fahrgäste kann man nur dann gewinnen, wenn alle Züge nach Nürnberg durchfahren.
 

Infrastruktur muss ausgebaut werden

Nach einer Verbesserung des Zugangebots muss endlich die Modernisierung der Infrastruktur angepackt werden. Vor allem die Bahnhöfe befinden sich in einem abschreckenden Zustand. Ursache des Stillstands beim Ausbau der Infrastruktur ist, dass die Bahnlinie Nürnberg - Simmelsdorf/Neuhaus als einziger Korridor im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg nicht in einem Ausbau- und Finanzierungsprogramm enthalten ist. Ohne ein langfristiges Betriebskonzept und eine Finanzierungsgrundlage ist die Bereitschaft der Deutschen Bahn AG gering, größere Beträge in die Schnaittachtalbahn zu investieren. Bei den anderen von Nürnberg ausgehenden Bahnlinien nach Hartmannshof, Neumarkt, Ansbach, Forchheim und Cadolzburg ist der Ausbau dagegen beschlossene Sache; in Richtung Neustadt/Markt Erlbach wird das beste Betriebskonzept derzeit ausgetüftelt. Die von der Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn bereits 1998 vorgeschlagene verkehrliche Untersuchung für den VGN-Sektor Ost soll frühestens Ende 2003 in Auftrag gegeben werden. Der VGN zögerte bislang mit der Vergabe, weil es seit längerem Diskussionen gibt, die rechte Pegnitzstrecke zu elektrifizieren. Im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans ist dies in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden und soll bis 2015 realisiert werden. Die Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn befürchtet, dass sich auf der Bahnlinie Neunkirchen - Simmelsdorf in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht viel bewegen wird, wenn die kurzfristig wünschenswerte Sanierung der Schnaittachtalbahn mit solchen Großprojekten verknüpft wird. Sie schlägt einen Ausbau in zwei Stufen vor: kurzfristig machbare Maßnahmen wie ein Sofortprogramm zur Verschönerung der Bahnhöfe sollen vorgezogen werden, längerfristige Planungen wie Elektrifizierung und dreigleisiger Ausbau der rechten Pegnitzstrecke sollen in einem zweiten Schritt erfolgen. Bis das Gutachten des Verkehrsverbundes in etwa ein bis zwei Jahren fertig sind, werden lediglich kleinere Maßnahmen, wie die Schließung kaum benutzter Bahnübergänge oder die technische Sicherung des Bahnübergangs in Hedersdorf angestrebt. Noch in diesem Jahr sollen erfreulicherweise entlang der gesamten Strecke die Schienen erneuert werden. Gleichzeitig sollen allerdings die Weichen im Bahnhof Schnaittach ausgebaut werden - weil noch unklar ist ob sie in Zukunft benötigt werden. Die Fläche für das Kreuzungsgleis in Schnaittach wird aber gesichert, um hier keine Optionen zu verbauen.
 
 
 
Mehr Infos: 
o Beispiele die Wege zeigen - vier moderne Regionalstrecken, darunter die Gräfenbergbahn
o Zukunftskonzept Schnaittachtalbahn
o Fragen und Antworten zur Zukunft der Schnaittachtalbahn

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