Deutsche
Bahn ändert Preissystem
Neue Angebote ab 1. August 2003 |
[28.07.2003] Die Deutsche Bahn AG ändert
zum 1. August 2003 ihr Preissystem im Fernverkehr. Die drei wichtigsten
Neuerungen: Es wird wieder eine BahnCard mit 50 % Rabatt eingeführt,
die Konditionen der Sparpreise werden vereinfacht und die Kombinierbarkeit
von BahnCard- und Sparpreis-Rabatten wird sukzessive aufgegeben. Die wichtigsten
Infos zum neuen Preissystem haben wir hier zusammengestellt.
Normalpreis
Beim Normalpreis muss man sich nicht auf
einen bestimmten Zug festlegen. Er richtet sich an Kunden, welche die Bahn
flexibel nutzen wollen, keine Konditionen akzeptieren, aber dafür
einen entsprechenden Preis zahlen. Wenn mehrere Personen gemeinsam fahren,
zahlt nur die 1. Person den vollen Normalpreis. Bis zu vier Mitfahrer bezahlen
lediglich den halben Normalpreis [1].
Sparpreis 25 oder Sparpreis 50
Die beiden
Angebote Sparpreis 25 und Sparpreis 50 ersetzen die drei Plan&Spar-Preise.
Die Ermäßigung gegenüber dem Normalpreis beträgt entweder
25 % (ohne Wochenendbindung) oder 50 % (mit Wochenendbindung) [2].
Voraussetzung ist, dass der Fahrgast seine Fahrkarte mindestens drei Tage
vorher kauft und sich dabei auf eine bestimmte Zugverbindung für Hin-
und Rückfahrt an einem bestimmten Tag festlegt. Wochenendbindung bedeutet,
dass die Fahrt entweder komplett am Wochenende stattfinden (also Samstag
und Samstag, Sonntag und Sonntag oder Sonntag auf Samstag) oder zwischen
Hin- und Rückfahrt mindestens eine Nacht von Samstag auf Sonntag liegen
muss. Auch bei den Sparpreisen gilt die Mifahrer-Regelung: wenn mehrere
Personen gemeinsam fahren, zahlt nur die 1. Person den vollen Sparpreis.
Bis zu vier Mitfahrer bezahlen lediglich den halben Sparpreis. Sparpreise
sind kontingentiert, d.h. es gibt pro Zugverbindung nur eine begrenzte
Anzahl dieser Sonderpreise. Sparpreise können bis maximal einen Tag
vor Reisebeginn gegen ein Entgelt von 15 Euro umgetauscht oder zurückgeben
werden. Am Reisetag ist gegen eine Gebühr von 15 Euro eine Aufzahlung
der Differenz zum Normalpreis möglich, falls man die gebuchte Zugverbindung
aus persönlichen Gründen nicht nutzen kann. Wenn man aus »Bahnverschulden«
(z.B. Zugverspätung) den gebuchten Zug nicht erreicht, darf man ohne
Zuzahlung den nächsten Zug benutzen. Sparpreise gibt es nur für
Zugverbindungen, auf denen zumindest auf einem Teilstück mit einem
Fernverkehrszug gefahren wird, also nicht auf reinen Regionalzugverbindungen.
Hier wird es weiterhin Angebote wie das Bayern-Ticket geben.
Fahrkartentypen im Überblick |
Normalpreis
keine Vorverkaufsfrist keine Zugbindung einfache Fahrt oder Hin- und Rückfahrt |
Sparpreis 25
25 % Ermäßigung Kauf mindestens 3 Tage vor Reisebeginn Zugbindung nur Hin- und Rückfahrt ohne Wochenendbindung |
Sparpreis 50
50 % Ermäßigung Kauf mindestens 3 Tage vor Reisebeginn Zugbindung nur Hin- und Rückfahrt mit Wochenendbindung |
Drei BahnCards
Ab 1. August
2003 gibt es drei verschiedene BahnCards. Eine wesentliche Neuerung ist,
dass BahnCard- und Sparpreis-Rabatt ab 1. Oktober 2004 nicht mehr miteinander
kombiniert werden können - bis dahin gilt eine kundenfreundliche Übergangsregelung
bei der BahnCard 25. Ob und welche BahnCard für den Kunden die Richtige
ist, hängt hauptsächlich von drei Dingen ab: Wie oft fahre ich?
Fahre ich gemeinsam oder alleine? Kann ich sich im Voraus auf einen Zug
festlegen oder möchte ich flexibel reisen?
BahnCard 25
Die BahnCard
25 kostet 50 Euro für die 2. Klasse (100 Euro für die 1. Klasse)
und bietet ein Jahr lang 25 % Ermäßigung auf den Normalpreis.
Bei der BahnCard 25 gilt folgende Mitfahrer-Regelung: Die erste Person
erhält 25 % Ermäßigung auf den Normalpreis (BahnCard-Rabatt),
bis zu vier Mitfahrer bezahlen lediglich den halben Normalpreis (erhalten
jedoch keinen weiteren BahnCard-Rabatt) [1]. Für
Familien gibt es preisgünstige Zusatzkarten: kauft ein Elternteil
eine BahnCard 25, so erhalten der Partner und alle Kinder bis 17 Jahre
ebenfalls eine voll gültige BahnCard 25 für nur fünf Euro.
Die BahnCard 25 lohnt sich ab einem Fahrkartenumsatz von 200 Euro in der
2. Klasse (400 Euro in der 1. Klasse) pro Jahr und kann gegen eine BahnCard
50 oder BahnCard 100 umgetauscht werden [3].
Übergangsregelung bis 30. September
2004:
Bis 30. September 2004 kann die BahnCard 25 mit den Sparpreisen kombiniert werden, wodurch beispielsweise mit dem Sparpreis 50 noch nie dagewesene Rabatte bis zu 62,5 % winken. Außerdem gilt eine günstigere Mitfahrer-Regelung, wenn mehrere Personen eine BahnCard 25 haben: Kostet beispielsweise eine Fahrkarte zum Normalpreis 100 Euro, ermäßigt sich die Fahrkarte mit dem Sparpreis 50 auf 50 Euro. Mit BahnCard 25 reduziert sich der Preis nochmals um 25 % auf dann 37,50 Euro. Jeder weitere Mitfahrer bezahlt die Hälfte dieser Preise: mit BahnCard 18,75 Euro, ohne BahnCard 25 Euro. Im Zweifel also: BahnCard 25 kaufen und dann möglicherweise später auf eine BahnCard 50 umsteigen. |
BahnCard 50
Die BahnCard 50 kostet 200 Euro für
die 2. Klasse (400 Euro für die 1. Klasse) und bietet ein Jahr lang
50 % Ermäßigung auf den Normalpreis. Senioren ab 60 Jahre, Auszubildende,
Schüler und Studenten bis 26 Jahre, Erwerbsunfähige, Schwerbehinderte,
Ehe- und Lebenspartner erhalten die BahnCard 50 für 100 Euro für
die 2. Klasse (200 Euro für die 1. Klasse).
Bei
der BahnCard 50 gilt folgende Mitfahrer-Regelung, die auch für »alte«
BahnCards gilt: Die erste Person erhält 50 % Ermäßigung
auf den Normalpreis (BahnCard-Rabatt), bis zu vier Mitfahrer bezahlen ebenfalls
den halben Normalpreis (erhalten jedoch keinen weiteren BahnCard-Rabatt)
[1].
Die BahnCard 50 lohnt sich im Vergleich zur BahnCard 25 ab einem Fahrkartenumsatz
von 600 Euro in der 2. Klasse (1200 Euro in der 1. Klasse) pro Jahr und
kann gegen eine BahnCard 100 umgetauscht werden
[3].
BahnCard 100
Die BahnCard 100 kostet 3000 Euro (Abo monatlich
270 Euro) für die 2. Klasse (5000 Euro für die 1. Klasse, Abo
monatlich 450 Euro). Sie gilt ein Jahr lang für beliebig viele Fahrten
in ganz Deutschland. Kauft ein Elternteil
eine BahnCard 100, so erhalten der Partner und alle Kinder bis 17 Jahre
gratis eine voll gültige BahnCard 25.
Kinder fahren kostenlos
Bei allen genannten Angeboten (neu auch
bei der »alten« BahnCard) fahren Kinder bis einschließlich
14 Jahre in Begleitung ihrer Eltern oder Großeltern bzw. deren Lebenspartner
kostenlos [4]. Alleine reisende Kinder von 6 bis
14 Jahre bezahlen den halben Fahrpreis und können zusätzlich
mit der BahnCard und den Sparpreisen sparen.
Spezielle Angebote für Gruppen und Fahrten ins Ausland
Für Fahrten ins Ausland gibt es die
Angebote Plan&Spar Europa bzw. Plan&Spar Europa plus mit Rabatten
von 25 bzw. 40 % Ermäßigung, Wochenendbindung sowie einer Buchungsfrist
von 7 bzw. 14 Tagen vor Reisebeginn.Für Gruppen ab sechs Personen
gibt das Angebot Gruppe&Spar: beim Kauf der Fahrkarte am Abfahrtstag,
7 oder 14 Tage vorher spart man 50, 60 oder 70 % des Normalpreises - auch
bei einfacher Fahrt.
Kommentar
Mit der Wiedereinführung einer BahnCard
mit 50 % Ermäßigung auf den Normalpreis geht die Deutsche Bahn
AG auf den Hauptkritikpunkt ihres zum 15. Dezember 2002 eingeführten
Preissystems ein. Zwar kostet die BahnCard 50 deutlich mehr als früher,
dafür kann sie aber auch mit dem Mitfahrer-Rabatt kombiniert werden,
Eltern und Großeltern können Kinder bis 14 Jahre kostenlos mitnehmen
und der Rabatt gilt auf einen Grundpreis, der im Dezember 2002 um durchschnittlich
12 % gesenkt wurde. Kunden die noch im letzten Jahr eine »alte«
BahnCard gekauft haben, bekommen diese Vorteile geschenkt. Und wer sich
bereits eine »neue« BahnCard gekauft hat, kann diese auf eine
BahnCard 50 anrechnen lassen. Zahlreiche Vielfahrer werden den höheren
Anschaffungspreis für die BahnCard 50 wahrscheinlich in Kauf nehmen,
denn ein Auto bekommt man nicht für 200 Euro Fixkosten pro Jahr. Die
Sparpreis-Konditionen wurden deutlich vereinfacht, der Höchstrabatt
von 40 auf 50 % angehoben und damit ein Zugangshemmnis für Neu- und
Gelegenheitskunden abgebaut. Die hohen Gebühren von bis zu 45 Euro
für Umbuchung und Rückgabe von Fahrkarten hat die Deutsche Bahn
AG bereits zum 21. Mai 2003 auf maximal 15 Euro gesenkt. Auch das war eine
richtige Entscheidung. Doch es gibt nicht nur Grund zur Freude: Eine wesentliche
Errungenschaft des neuen Preissystems war die konsequent logisch aufgebaute
Kombinierbarkeit sämtlicher Sparpreis-, BahnCard- und Mitfahrer-Rabatte
- diese wird sukzessive bis 30.09.2004 aufgegeben. Die Deutsche Bahn AG
begründet dies damit, dass »die Kombinierbarkeit von vielen
Kunden als zu kompliziert angesehen wird«. Der Kunde könne nun
entscheiden, ob er mit der BahnCard oder den Sparpreisen sparen möchte.
Das wirkt auf den ersten Blick einfach, aber bei genauerer Betrachtung
führt dies zurück in den Tarifdschungel. Denn: Jetzt ist die
Fahrt mal mit der BahnCard, mal mit dem Sparpreis günstiger - je nachdem
wie viele Personen gemeinsam reisen. Bisher konnte man sich ganz einfach
ausrechnen, wann sich eine BahnCard lohnt: ab 240 Euro Jahresumsatz, unabhängig
ob man zum Normal- oder Sparpreis fährt. Jetzt muss man genau überlegen:
Soll ich mir überhaupt eine BahnCard kaufen, wenn ich auch ohne bis
zu 50 % sparen kann? Welche BahnCard ist die richtige, wenn beide unterschiedliche
Vorteile bieten? Einfach ist das neue Preissystem nicht. Gerecht auch nicht.
Aber: Noch nie war Bahnfahren so günstig wie heute - und das ist letztlich
der entscheidende Punkt.
[1] Bedingung:
Mindestpreis 15 Euro (2. Kl.) bzw. 22,50 Euro (1. Kl.) pro Richtung
[2] Bedingung: Mindestpreis
30 Euro (2. Kl.) bzw. 45 Euro (1. Kl.)
[3] Restlaufzeit mindestens
1 Monat, Restwert mindestens 15 Euro
[4] Gilt nicht für
Fahrten innerhalb von Verkehrsverbünden. Zahl der »Familienkinder«
muss auf die Fahrkarte aufgedruckt werden.